Pfarrei Teublitz005Oft wird die katholische Kirche wegen ihrer langen Geschichte und reichen Tradition belächelt oder sogar angefeindet. Doch in Zeiten der Corona-Krise ist Pfarrer Michael Hirmer froh auf den reichen Erfahrungsschatz der Kirche zurückgreifen zu können.
Aktuelles Beispiel sei ein Dienst, der im Jahr 1972 durch Papst Paul VI. offiziell abgeschafft wurde, weil es schon seit vielen Jahrhunderten kaum mehr eine Bedeutung hatte. Doch nun stehen sie bei allen Gottesdiensten wieder an den Türen der Kirche und üben diese längst vergessenen Dienst des „Ostiariers“ wieder aus. 

 

"Mir war nicht bewusst, dass ich einen uralten kirchlichen Dienst wieder übernommen habe.“, runzelt Matthias Kalb die Stirn, als er am Portal der Herz-Jesu-Kirche in Teublitz steht. Er heißt die Gläubigen willkommen. Hilft beim Desinfizieren der Hände und weißt die ausgewiesenen Plätze zu, damit genügen Abstand gehalten wird. „Unser Pfarrer hat uns ein Merkblatt geschrieben, auf dem auch erklärt wird, was wir da für einen alten Dienst übernommen haben.“ In der frühen Kirche war der Dienst des Ostiariers, übersetzt „Türstehers“, eine wichtige Aufgabe. Ein Ostiarier bewachte die Kirche und regelte den Zugang zu den Gottesdiensten, was gerade in Zeiten der Christenverfolgung wichtig war. Außerdem war er zuständig für das Läuten der Glocken, die Pflege des „ewigen Lichts“ und manchmal für die Aufsicht über die Friedhöfe. Der Dienst war in der frühen Kirche so bedeutend, dass er als erste Stufe der sogenannten „niederen Weihen“ galt. Bis 1972 durchliefen alle Kleriker diese Weihestufen vor ihrer Diakonen- und Priesterweihe. Schon im Mittelalter wurde dieser Dienst von Laien, wie dem Mesner oder den Ministranten, übernommen. Und die Glocken läuten schon seit vielen Jahrzenten meist elektrisch und mit Zeitschaltuhr.

In der Pfarrgemeinde Herz Jesu Teublitz übernehmen die Kommunionhelfer bis auf weitere den Dienst an den Kirchentüren. „Uns ist dabei wichtig, die Gläubigen freundlich zum Gottesdienst zu begrüßen und ihnen behilflich zu sein, dass sie gefahrlos Gottesdienst feiern können.“, fasst Matthias Kalb seine Aufgabe als moderner Corona-Ostiarier zusammen. Wie lange sich dieser Dienst hält, ist fraglich. „Vielleicht behalten wir das ja auch nach Corona bei.“, blickt Pfarrer Michael Hirmer in die Zukunft, „Ist es nicht schön, vor dem Gottesdienst begrüßt und danach verabschiedet zu werden?“

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Teublitz, 24.05.20