Pfarrei Teublitz002Wer schon einmal in Altötting war und um die Gnadenkapelle geschlendert ist, kennt sie zu Hauf: Votivtafeln mit der Aufschrift „Maria hat geholfen“. Betende Menschen von Nah und Fern haben sie dort hinterlassen zum Dank an die Gottesmutter Maria. Auch in der Marienwallfahrtskirche Saltendorf bei Teublitz wurde jetzt wieder eine Votivtafel gestiftet. 
„Ich sperre jeden Tag die Saltendorfer Kirche auf und zu.“, berichtet Kirchenverwaltungsmitglied Renate Hammerl, „Erst ist mir der Bilderrahmen mit der Aufschrift gar nicht aufgefallen. Doch der Pfarrer wusste sofort, um was es sich hier handelt.“ Der geschichtlich interessierte Teublitzer Pfarrer Michael Hirmer erkannte die historischen Zusammenhänge, die weit in die Vergangenheit der Saltendorfer Marienkirche zurück reichen.

 

„Für die Saltendorfer Marienkirche sind zahlreiche Gebetserhörungen mit entsprechenden Votivgaben bezeugt. Leider wurden diese Bilder den jüngsten Kirchenrenovierungen weggeworfen.“ Nur ein sogenanntes Mirakelbuch mit Aufzeichnungen von Wundern ist teilweise erhalten. Es reicht in die Zeit vor 1724 und geht dann, mit Lücken bis 1851. Insgesamt 174 Gebetserhörungen und Wunder werden durch die Pfarrer von Saltendorf geschildert.

Warum es nach knapp 170 Jahren wieder zu einer wundersamen Gebetserhörung durch die Gottesmutter von Saltendorf kam, weiß Pfarrer Michael Hirmer jedoch zu erklären. „Seit ein paar Wochen gibt es eine Gebetswand in der Marienkirche Saltendorf. Es war nicht abzusehen, dass so viele Menschen ihre Gebete und Anliegen zur Gnadenmutter von Saltendorf bringen. Als sich immer mehr Zettel fanden, war es für mich nur eine Frage der Zeit, bis ein dieser Bittgebete erhört wurde.“


Unter all der Freude um die jüngste Votivtafel mischen sich auch kritische Fragen. So diskutieren Gottesdienstbesucher mit Pfarrer Hirmer und Kaplan Akkala über die Fragen: Gibt es denn überhaupt Wunder? Wie kann man in der modernen Welt noch an wundersame Gebetserhörungen glauben? „Mag sein, dass naturwissenschaftliche Erklärungen zu anderen Zusammenhängen und Erklärungen kommen.“, deutet der Pfarrer die theologische Bedeutung eines Wunders, „Für einen gläubigen Menschen, dessen Gebet erhört wurde, zeigt sich aber in der ganz persönlichen Beziehung zu Gott, dass es ein Wunder war.“ Dabei sei die Beziehung zu Gott ein sehr persönliches und subjektives Empfinden. „In dieser ganz individuellen und persönlichen Beziehung zu Gott erfährt ein betender Mensch, dass das was geschehen ist, vollkommen unerwartet und wunderbar ist.“ Hier sei, so Pfarrer Hirmer weiter, die Gottesmutter Maria ein Vorbild für jeden gläubigen Menschen. „In ihrer ganz persönlichen Beziehung zu Gott, ist Maria offen für das Wunderbare und Unerwartete in ihrem Leben.“

Neben den theologischen Fragen wirft Kaplan William Akkala noch einen zweiten Aspekt in den Raum: „In der Corona-Zeit plagen die Menschen Angst und Unsicherheit. Sie suchen Halt und Orientierung und finden sie wieder neu im Gebet mit Maria.“ Der alte Gnadenort von Saltendorf, zu dem seit über 650 Jahre Menschen pilgern, erfährt in der Zeit der Pandemie wieder eine neue Bedeutung. „Menschen spüren wieder, dass sie bei Gott geborgen sind. Deshalb beten sie hier zu Gott und brachten eine Dankeskarte für Maria.“ In der Tat wurde die Gebetswand in der Saltendorfer Kirche als Reaktion auf die Gottesdienstverbote des ersten Corona-Lockdown aufgerichtet, damit die Menschen in schwerer Zeit einen Ort der Hoffnung haben. „Schön, dass dieser Ort der Hoffnung so wunderbar angenommen wird.“, freut sich Pfarrer Michael Hirmer.

 

Saltendorf - Herbst 2020

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