Pfarrei Teublitz 0004Unheil kennt viele Gesichter. Krankheit wird von vielen Menschen als unheilvolle Situation erlebt. Dabei ist nicht nur körperliche oder seelische Gebrechen so schmerzlich, sondern auch die Ängste die damit einhergehen. Das Unheil, das mit Krankheit und Leid verbunden ist, verändert einen Menschen, macht das Leben enger und wirkt sich auf das soziale Umfeld eines Erkrankten aus.
Alle sechs Wochen lädt die Pfarrgemeinde Teublitz leidtragende Menschen zum Heilungsgottesdienst ein. So versammelten sich am letzten Januar-Sonntag an die 40 Personen in der Pfarrkirche, um einen für ihre Bedürfnisse besonders gestalteten Gottesdienst zu erleben.

„Die Erfahrungen von Leid und Unheil sind so vielfältig und persönliche wie die Menschen selbst.“, blickt Pfarrer Michael Hirmer auf die Mitfeiernden, die zur Andacht gekommen waren, „wir versuchen sie anzuschauen, zu Wort kommen zu lassen und ganz individuell zu segnen.“ Manche von den Gottesdienstbesucher kommen regelmäßig vorbei, weil sie an chronischen oder unheilbaren Krankheiten leiden. Einige waren zum ersten Mal gekommen, weil sie eine aktuelle Diagnose ereilt hatte. Manche kamen alleine, andere waren in Begleitung. Und es gab auch welche, die selbst gesund waren, aber für einen leidtragenden Angehörigen beten wollten.

Für Kaplan William Akkala ist der Heilungsgottesdienst eine Herzensangelegenheit, da für ihn hier ein wesentlicher Punkt des christlichen Glaubens aufscheint. „Wir sagen, dass Jesus unser Heiland ist. Er hat Menschen geheilt. Genau das ist unsere Aufgabe. Wir wollen im Unheil Hoffnung und Zuversicht schenken und die Liebe Gottes zeigen.“

Höhepunkt der meditativ gestalteten Andacht ist der persönliche Segen mit Handauflegung. „Wir nehmen uns hier Zeit für jeden einzelnen.“, erklärt Pfarrer Hirmer das uralte Ritual, „Wir sprechen über Krankheit und Leiden und über das, was man sich von Gott konkret erhofft.“ Das Erzählte bringen die Geistlichen dann in ein ganz persönliches Segensgebet, das bei der Handauflegung gesprochen wird. „Schon alleine, das sich Aussprechen können, die zärtliche Berührung des Kopfes und die persönlichen Segenworte wirken heilsam.“, nimmt Diakon Heinrich Neumüller wahr.
Zur Handauflegung und dem persönlichen Gebet wird das Sakrament der Krankensalbung gefeiert. Kranke Menschen erfahren hier die liebevolle Zärtlichkeit Gottes, in dem ihnen die Stern und die Hände gesalbt werden. „Das Sakrament der Krankensalbung ist nicht die letzte Ölung.“, versucht Pfarrer Michael Hirmer alte Missverständnisse zu erklären, „wir beten und hoffen, dass ein kranker Mensch wieder gesund und heil wird.“

Am Ende des Heilungsgottesdienstes verlassen die Menschen sichtlich gelöster das Gotteshaus. „Mich hat eine Freundin mitgebracht, nachdem ich ihr von meiner Krebsdiagnose erzählt habe.“, berichtet eine ältere Dame, „Ich bin dankbar dafür, dass ich mitgegangen bin und das erleben durfte.“


Anmerkung: Die Fotos sind nach dem Gottesdienst nachgestellt worden, da der intime Moment der Handauflegung während des Heilungsgottesdienstes nicht durch Fotografieren gestört werden sollte.

Teublitz, 30.01.2022