„Das Leid der Menschen in der Ukraine erschüttert mich und geht mir zu Herzen.“, kommentierte Judith Kobler, Vorsitzende des Elternbeirats des kath. Kinderhauses Herz Jesu Teublitz, bei der jüngsten Sitzung die Situation in Osteuropa. Nach kurzem Schweigen war für den Elternberat und die Kinderhausleitung klar, dass zu einer spontanen Spendenaktion aufgerufen werden sollte. Binnen weniger Tage sammelten die Eltern des Kinderhauses Herz Jesu Teublitz 1730,- Euro.
Schnell war man sich auch klar, dass der Erlös der Spendenaktion direkt in die Ukraine gebracht werden sollte. Hier bot sich die „Aktion Tschernobyl“ des Pfreimder Arztes Dr. Josef Ziegler an, der seit der Reaktor-Katastrophe in den 80ger Jahren beste Kontakte in das Grenzgebiet der Ukraine hin zu Weißrussland hat. Dem Gebiet also, das erst jüngst von russischen Truppen verwüstet wurde und der Gegend in der Gräueltaten begangen wurden.
Bei einem Besuch in Teublitz anlässlich eines Friedensgebetes stellte Dr. Ziegler das Engagement der „Aktion Tschernobyl“ vor: „Unser Verein verfügt aufgrund der mehr als dreißigjährigen Zusammenarbeit mit Kliniken in dem nun schwer geschädigten Land über viele Kontakte zu Ärzten und Klinikmitarbeitern, die wir nun nutzen können.“ Für seine Hilfsmaßnahmen hat der Verein mit der Stadt N.N.* einen Schwerpunkt ausgewählt: Sie liegt nahe an der Grenze zu Weißrussland am Rande der 30-Kilometer-Zone um den Reaktor von Tschernobyl. Vor dem Krieg lebten dort wieder sehr viele junge Familien mit hoher Geburtenzahl. „Unser Verein half“, so Dr. Ziegler weiter, „über 30 Jahre hinweg ein Krankenhaus mit verschiedenen Fachrichtungen darunter eine Kinderklinik aufzubauen.“ Im Verlauf des russischen Angriffskrieges wurden in N.N.* zahlreiche Häuser zerstört und das Krankenhaus sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Umliegende Dörfer wurden komplett zerstört. Die Wände des Krankenhaues haben durch die Druckwellen von Bomben Risse bekommen, die Fenster sind notdürftig mit Folien oder Brettern abgedichtet. Die Versorgung vieler kriegsverletzter Zivilisten musste in den Keller verlegt werden. Ziegler definiert das Ziel seiner Hilfeleistungen deshalb wie folgt: „Wir wollen das Krankenhaus von N.N.* wieder instand setzen und beim Wiederaufbau der medizinischen Versorgung zu unterstützen.“ Schon kurz nachdem die russischen Truppen die Gegend um Tschernobyl geräumt hatten, startete ein großer Hilfskonvoi der Aktion an die ukrainisch-polnische Grenze. Dort wurden die Hilfsgüter von der Feuerwehr von N.N.* übernommen und direkt ins Krankenhaus gebracht.
Neben dem Elternbeirat des katholischen Kinderhaues unterstützt auch die Pfarrgemeinde Teublitz das Engagement der „Aktion Tschernobyl“. Pfarrer Michael Hirmer verbindet dabei eine ganz persönliche Beziehung. „Dr. Ziegler war in meiner Kindheit unser Hausarzt. Über viele Jahre nahm meine Familie einen Jugendlichen aus der Gegend auf, die jetzt verwüstet wurde.“ Aktiver Helfer der „Aktion Tschernobyl“ ist der Teublitzer Ludwig Schoyerer. Der Vater der Elternbeiratsvorsitzenden begleitete den Konvoi an die ukrainische Grenze.
Beim großen Teublitzer Friedensgebet am 08. April konnten Dr. Ziegler deshalb gleich zwei große Spenden mitgegeben werden. Neben der Spende von 1730,- €, die im Kinderhaus Herz Jesu gesammelt wurden, kamen noch ein Kollekte von 1423,- € hinzu, die beim Friedensgebet eingenommen wurde. Kinderhausleitung Helga Schmid und die beiden Vorsitzenden des Elternbeirates Judith Kobler und Nadine Groß übergaben einen symbolischen Scheck an Dr. Ziegler.
Anmerkungen * Auf Bitten des Klinikpersonals soll der Name der Stadt nicht genannt werden. Es besteht die Angst, dass die russischen Truppen zurückkehren und Vergeltung üben könnten. Auch hat das Klinikpersonal Angst, von russischen Geheimdiensten überwacht zu werden.
Anmerkung: Die Bilder vom Krankenhaus stammen von Dr. Ziegler und dessen Kontakte im Großraum Tschernobyl. Sie zeigen den Zustand vor dem Krieg und jetzt durch die Zerstörungen.
Teublitz, 09.04.2022