Pfarrei Teublitz 1008Das Stetting in der Saltendorfer Marienkirche konnte lieblicher nicht sein. Der holde Knabe im lockigen Haar lag vor dem Altar auf Stroh gebettet und im Altarraum glänzten die Christbäume um die Wette. Andachtsvolle Stille an der Weihnachtskrippe bei Maria und Josef, den Hirten und den vielen Schafen. Dazu der Klang von Hackbrett, Zither und Co der Teublitzer Stubenmusik, welche die besinnliche Christkindl-Messe mit dem Teublitzer Kirchenchor zum Besten gab.
„Der Kontrast aber,“ begann Pfarrer Michael Hirmer seine Predigt, „kann am Heutigen zweiten Weihnachtsfeiertag, dem Festtag des heiligen Stephanus, nicht größer sein.“


Denn der Heilige war der erste Märtyrer der Christenheit. Im Evangelium war von Verrat, Auslieferung und Glaubenszeugnis bis zum Tod die Rede. Und so fragte sich der Teublitzer Dekan, wo denn heutzutage die Gerichtshöfe christlichen Glaubens seien, vor denen heute an das Christkind glaubende Menschen stehen.
„Der Gerichtshof der Bequemlichkeit ist wohl derjenige unserer Zeit, an dem die meisten Christgläubigen unserer Zeit und unserer Gesellschaft scheitern.“, identifizierte Hirmer einen Ort, an dem sich oft die Geister scheiden. „Stehe ich auf von meinem bequemen Sofa? Traue ich mich aufzustehen, um christliches Zeugnis zu geben oder bleibe ich liebe in meiner persönlichen Komfortzone?“ Aber auch falsch verstandene Nachgiebigkeit und Toleranz seien heutzutage die „Könige und Statthalter vor denen sich gläubige Christen in unserer Gesellschaft oft für ihren Glauben rechtfertigen müssen.“ Kinder werden in der Schule ausgelacht, wenn die am Sonntag in die Kirche gehen, und am Arbeitsplatz traut sich schon lange keiner mehr offen zu sagen, dass er aktives Kirchenmitglied ist. Wenn am Heiligen Abend die ganze Familie versammelt ist und die Jungen nicht mehr in die Kirche gehen wollen, dann bleiben die Eltern aus falsch verstandener Toleranz auch lieber zuhause, weil man ja niemanden mit seiner Überzeugung belästigen will. Aber auch die Kirche selbst macht es gläubigen Menschen nicht immer einfach. „Wenn Betonköpfe meinen, dass alte Traditionen und kirchliche Vorschriften wichtiger sind als die Liebe Gottes, dann stellen sich nicht wenige die Frage: Kann ich diesen Glauben noch ernst nehmen?"
Dekan Hirmer lud in seiner Predigt ein, mit den Glauben zu antworten und nicht mit den Waffen der Gegengewalt. „Der heilige Stephanus ist hier ein großes Vorbild. Er schimpfte nicht über seine Verfolger oder verfluchte sie. Er betete für die, die ihm zu Tode steinigten.“ Das Gebet sei die Antwort auf die großen und kleinen Verfolgungen unserer Zeit. Denn im Gebet verbinde sich der gläubige Christ mit Gott und tritt in eine tiefere und weitere Dimension des Lebens ein, die sich Liebe nennt. „In der göttlichen Liebe stehend ist alles möglich: Vergebung, Barmherzigkeit und Überzeugungskraft.“, lautete die abschließende Einladung des Teublitzer Pfarrers an die Gottesdienstbesucher, das persönliche Gebet und die Feier der Gottesdienste zu intensivieren.

Saltendorf, 26.12.22