Man war das heute heiß! Nein, es ist heiß, immer noch! Mir läuft das Wasser runter und die Tastatur meines Laptops ist feucht. Hätte ich die Warnungen ernst nehmen sollen? Jeder hier lächelte immer, als ich erzählte, dass wir Ende August hier in Zelten schlafen wollen. Tja … die Jugendlichen machen das Beste draus: Spiritueller Sommerurlaub bei bis zu 44 Grad J
Das Problem für Stefan und Dennis aber waren nicht die Temperaturen, sondern die Schlafnebengeräusche von Georg und angeblich auch mir (wobei ich das nur von Georg bestätigen kann) … Auf jeden Fall sind die beiden des Nächten ausgewandert …<
Dieser Sonntag begann mit einem überraschenden Besuch von P. Matthias, den wir ja schon in Jerusalem getroffen haben. Er suche zwei Ministranten für die sonntägliche Eucharistiefeier. Juliette und Tina erklärten sich bereit, die Gabenbereitung zu übernehmen. Gemeinsam mit den Mönchen von Tabgha feierte die Teublitzer Gruppe direkt am See Genezareth.
Nach der heiligen Messe ging es mit Bus (Klimaanlage) hinauf zum Berg der Seligpreisungen. Der wunderschöne Garten dort fiel leider kürzlich einem Flächenbrand zum Opfer, der den halben Hügel verbrannte. Natürlich meditierten wir die Bergpredigt Jesu.
Wieder unten am See ging es nach Kafarnaum, der Stadt in der Jesus mit den Jüngern lebte, predigte und heilte. Das Haus des Petrus schauten wir nur kurz an, weil ich die Kirche darüber einfach potthässlich finde. Spannender finde ich die Synagoge und vor allem die Begegnung Jesu mit der blutflüssigen Frau. Ich musste mich selbst einbremsen, um nicht zu lange zu predigen. Im Blick auf diese Frau stelle ich mir immer die Fragen, ob wir als Kirche nicht mit unseren Regeln und Vorgaben, die Menschen vom Heil Gottes fern halten. Dabei wäre es ja unsere Aufgabe, die Menschen zur Quelle des Heils, Christus, zu führen. Später im Pool des Beit Noah durfte ich mir schon einigen kritischen Fragen der Jugendlichen zum Thema „kath. Kirche“ anhören. Da waren alle spannenden Themen mit dabei: von Frauenweihe, Homosexualität bis hin zum Zölibat. Ich liebe ja diese Gespräche und Diskussionen,
Nach dem Besuch von Kafarnaum stand eine Bootsfahrt auf dem Seen an. „Nussschale des Lebens“, lautete der Titel meines Impulses, der ins spanische übersetzt wurde, weil Pilger aus Lateinamerika mit an Bord waren. Denn heute noch sind Menschen in der Situation der Jünger damals, als diese im Seesturm drohten unter zu gehen. Stürme des Lebens kennen schon die Jugendlichen. Doch Jesus gibt uns das Vertrauen in seine Liebe. …
Danach ein schnelles Mittagessen und die Gewissheit, dass das Leben in Israel einfach unglaublich teuer ist. Weiter ging es zum Supermarkt, weil ja fürs morgige Frühstück eingekauft werden musste. Und dann: Beit Noah, kühler Pool, der bei 44 Grad einfach gut tat.
Gut fand ich an diesem Tag auch die Gruppe, die mit uns das Areal teilt. Menschen mit Behinderungen aus Israel, Menschen, jüdischen und islamischen Glaubens. Einige von ihnen versuchten mit mir Kontakt aufzunehmen und redeten mit mir auf Hebräisch. Mit den Betreuern ergab sich ein spannendes Gespräch. Mit dabei war auch Yvonne, die von ihren Erfahrungen in der Arbeitsstelle für Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Deutschland erzählte.
Ich sprang dann auch in den Pool. Als ich mich ins kühle Nass stürzte, führte P. Matthias eine Gruppe durch das Beit Noah. „Schaut mal, ist das nicht der Pfarrer von Teublitz im Pool.“, schockierte mich eine in eindeutig im oberpfälzer Dialekt formulierte Frage aus der Gruppe. Es war eine Gruppe von Theolog*innen von der Uni Regensburg. Einige von den Student*innen war mit uns schon bei der Mini-Wallfahrt in Rom – kleine katholische Welt …
Das Abendessen im Pilgerhaus des DVHL war mal wieder super. „Festes Buffet.“, wie Niklas meint. Der Tag endete mit dem Abendlob. Wir durften es in der Brotvermehrungskirche feiern. Eine besondere Stimmung. Danach sangen wir noch länge Taizé-Lieder und genossen die Akustik des Gotteshauses.
Tabgha und Kafarnaum, 28.8.2022
Diese Studienreise wird gefördert durch den Bayerischen Jugendring